Die 39 Stufen

Nur vier Darsteller für über vierzig Rollen: Dies wurde nicht aus Not, sondern bewusst gewählt und schafft den eigentlichen Unterhaltungswert der turbulenten Kriminalkomödie „Die 39 Stufen“ im Rahmen der Bad Hersfelder Festspiele im Schloss Eichhof. Kurzweile ist hier garantiert.

Der Roman von John Buchan wurde 1935 von Alfred Hitchcock verfilmt. Dabei waren viele klassische Elemente seiner späteren Filme schon enthalten: Ein Normalo gerät plötzlich in ein Komplott um Agenten, Staatsgeheimnisse, schöne Frauen und Verfolgungsjagden. Auch ein MacGuffin fehlt nicht - ein Gegenstand oder ein Geheimnis (hier: eben die "39 Stufen"), das aber im Endeffekt gar nicht so zentral ist, sondern vor allem dazu dient, die Handlung voranzutreiben.

Im Verlaufe mehrere Bearbeitungen ist aus der zwar soliden, aber stark episodenhaften und etwas altmodischen Agententhriller-Handlung eine furiose Komödie entstanden, gespickt mit zahlreichen Gags, Hommagen an das Genre und Gesangsnummern, die im Schloss Eichhof von einem bestens aufgelegten Ensemble und mit aberwitzigen bis absurden Einfällen dargeboten wird.


Stefan Kaminsky spielt Richard Hannay, der in eine Spionage-Affäre gerät, solide in Sprache, Mimik und mit vollem körperlichem Einsatz. Sarah Elena Timpe ist in drei Rollen zu sehen: als geheimnisvolle Femme fatale, als unglückliche Ehefrau und als zufällige Begegnung, die sich in den Helden verliebt - alles etwas übertrieben gespielt, aber eben so, wie es das jeweilige Klischee verlangt.

Das Highlight der Inszenierung sind Markus Majowski und Martin Semmelrogge, die jeweils etwa 20 unterschiedliche Rollen spielen - teils in blitzschnellem Wechsel zwischen verschiedenen Rollen und untereinander, teils in aberwitzigen Figuren wie Männern unter Laternen (mit Laternen auf dem Kopf), einem Hahn oder einer blubbernden Stelle im Moor.


Die Kulissen sind eher minimalistisch, werden aber kreativ verwendet: eine Leiter wird auch mal zu einem Bett, einer Brücke oder einer Felsspalte, eine Haustür zum Esstisch. Das Publikum hat nicht nur reichlich zu lachen, sondern darf mit Geräuschdosen für die akustische Illusion einer Schafherde sorgen – und damit bei der einzigen Schwachstelle der Inszenierung, der nicht immer ganz sitzenden Geräuschkulisse, aushelfen.

Positiv zu vermerken ist, dass dieses Jahr wieder der ganze Eichhof mitsamt der oberen Stockwerke einbezogen wird – wozu spielt man schließlich in einer derartigen Kulisse?

 

Infos uns Aufführungstermine

Ticket-Service: 06621 / 640200 oder ticket-service@bad-hersfelder-festspiele.de

 

 

Text: Markus Weber

Fotos: Timo Schadt/ Markus Weber

 

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