Nach dem Rücktritt von Dieter Wedel werden die Bad Hersfelder Festspiele 2018 mit „Peer Gynt“ eröffnet, „Das Karlos-Komplott“ wird nicht aufgeführt. Dies teilte der kommissarische Intendant der Festspiele Joern Hinkel heute auf einer Pressekonferenz in Bad Hersfeld mit.
„Dieter Wedel hat es geschrieben für eine Dieter-Wedel-Inszenierung. Aber ein Wedel ohne Wedel ist eigentlich nicht machbar“, so Hinkel über das Stück, dass Wedel nach der Vorlage von Friedrich Schiller neu bearbeitet hat. Außerdem hätte eine Aufführung nach den Ereignissen der letzten Wochen keine Chance, objektiv beurteilt zu werden. Die Schauspieler des Karlos-Komplottes, wie Andreas Schmidt-Schaller, würden aber bei den Festspielen bleiben. Es werde nun geschaut, welche Rolle sie in anderen Stücken übernehmen könnten.
Gegenstück zum Karlos-Komplott
Man habe inhaltlich eher ein Gegenstück zum politischen „Don Karlos“ gesucht statt einer Kopie, erklärte Hinkel die Wahl. Das Stück von Henrik Ibsen sei zeitlos, sinnlich, von Phantasie und skurrilen Figuren überbordend. Ihn Ihm ginge es um einen Lügner, bei dem alle wissen, dass er lügt, und um Realitätsflucht. Es „schreie“ nach der Stiftsruine als Kulisse. Er habe sich schon bevor er bei den Bad Hersfelder Festspielen war einmal Gedanken gemacht, wo man Peer Gynt am besten spielen könnte, und sei auf Bad Hersfeld gekommen, erzählte Hinkel. Bisher war es dort aber erst einmal, 1971, im Programm. Ein Regisseur werde noch gesucht, er selbst werde es nicht inszenieren. Außerdem, verriet Hinkel, habe ein Schauspieler aus dem Karlos-Ensemble sich bereit erklärt, die Titelrolle zu übernehmen, und er könne sich vorstellen, dass sich der neue Regisseur darüber freuen werde.
Tickets können zurückgegeben werden
Was passiert mit den Tickets, die bereits für das Karlos-Komplott gekauft worden? Andrea Jung, kaufmännische Leiterin der Festspiele, klärte auf: Ab 1. Februar gibt es für zehn Tage die Möglichkeit, die Tickets für Don Karlos 1:1 gegen die selben Plätze bei Peer Gynt umzutauschen. Sie können aber auch gegen Karten für andere Stücke getauscht oder zurückgegeben werden. Ab dem 10. Februar startet der allgemeine Vorverkauf.
In den vergangenen Wochen sei es zu keinem Einbruch bei den Verkaufszahlen gekommen, die Hälfte der ca. 80.000 Tickets seien bereits verkauft, so Jung.
Weitere Stücke
Er freue sich, dass es gelungen sei, die Theaterversion von „Shakespeare in Love“ als deutsche Erstaufführung nach Bad Hersfeld zu holen, sagte Hinkel zu den weiteren Aufführungen der kommenden Festspielsaison. Der Regisseur werde demnächst bekannt gegeben. Wie geplant werden die Musicals „Hair“ und „Titanic“ zu sehen sein. Auch wird es wieder ein Stück im Schloss Eichhof sowie klassische und Pop-Konzerte geben.
Das Stück für Kinder wird diesmal in der Stiftsruine aufgeführt. Der Spielort Theaterzelt auf der Wiese ist aufgrund des Defizits der Festspiele gestrichen worden. Von Franziska Reichenbacher werde ein Stück eigens für den Ort geschrieben, das sich auch auf die Stiftsruine und die Festspiele beziehe. In den nächsten Wochen werde es ein Casting für Kinder und Jugendliche in Bad Hersfeld geben.
Vorwürfe gegen Wedel kein Thema
Zum Vorwürfen gegen Dieter Wedel, die mehrere Schauspielerinnen in den letzten Wochen vorgebracht haben und die bis zu Vergewaltigung reichen, äußerten sich die Teilnehmer der Pressekonferenz - Hinkel, Jung und Bad Hersfelds Bürgermeister Thomas Fehling - nicht. „Sie können sich vorstellen, dass die letzten drei Wochen für alle im Team schwer und unfassbar waren. Und hier heute einfach zur Tagesordnung übergehen, ohne an Dieter Wedel zu denken, möchte ich nicht. Er hat es geschafft, die künstlerische Qualität der Festspiele zu steigern und das Theaterereignis in der Stiftsruine bundesweit als Marke zu etablieren“, sagte Hinkel. Ein Stellvertreter sei dafür da, dass er das Schiff weitersteuere. Er habe den Schritt auch mit Wedel beraten und sei von ihm dazu ermutigt worden.
Thomas Fehling dankte Dieter Wedel für seine Arbeit bei den Bad Hersfelder Festspielen. Die Ereignisse der vergangenen Zeit hätten ihn getroffen und traurig gemacht, sagte er. Den Ruf der Festspiele oder Der Stadt sehe er nicht beschädigt. Zum Ende der Saison werde ein neuer Intendant gesucht. Das könne Joern Hinkel sein.
Auf die Frage, wie groß der Schaden für die Festspiele durch das Aufhören von Dieter Wedel sei, antwortete Hinkel, alle Schauspieler hätten ihm gesagt, dass die Festspiele schon für sich selbst eine große Ausstrahlung und einen Namen in der Theaterlandschaft hätten.
Markus Weber