Festspiele 2019 mit „Der Prozess“ und „Funny Girl“

Bei den Bad Hersfelder Festspielen 2019 werden Franz Kafkas  „Der Prozess“ und das Musical „Funny Girl“ aufgeführt. Erneut zu sehen sind „Shakespeare in Love“ und „Hair“, Annett Louisan wird ein Live-Konzert geben.

Intendant Joern Hinkel, Bad Hersfelds Bürgermeister Thomas Fehling und Reinhard Faulstich, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg stellten die Programmplanungen heute auf einer Pressekonferenz in Bad Hersfeld vor Dabei wurde auch die Bilanz der Festspiele 2018 angesprochen.

Thomas Fehling (Bürgermeister Bad Hersfeld), Joern Hinkel (Intendant Bad Hersfelder Festspiele) und Reinhard Faulstich (Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg) bei der Pressekonferenz am 5. November 2018 in Bad Hersfeld
Thomas Fehling (Bürgermeister Bad Hersfeld), Joern Hinkel (Intendant Bad Hersfelder Festspiele) und Reinhard Faulstich (Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg) bei der Pressekonferenz am 5. November 2018 in Bad Hersfeld

„Selten so aktuell wie heute“


Hinkel wird „Der Prozess“ für die Stiftsruine bearbeiten und inszenieren. Zwar bezeichnet er den Roman als „einen der ersten Psychothriller der Weltliteratur“. Bei seiner Inszenierung möchte er aber vor allem das Humoristische, Abseitige zum Ausdruck bringen. Für ihn sei Kafka ein Vorläufer etwa für Loriot der die Coen-Brüder. „Der Prozess“ sei selten so aktuell wie heute und passe in eine Zeit, in der die Entwicklungen in manchen Ländern dahin gingen, dass Legislative und Judikative nicht mehr immer getrennt sind, in der Politiker versuchen, Richter abzusetzen oder in der Leute einfach verhaftet würden, führte Hinkel aus. In vielen Teilen der Welt sei eine Zeit des Umbruchs – ebenso wie bei Kafkas Roman, der kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges entstanden ist. Außerdem sei es ihm wichtig, Stoffe auf die Bühne zu bringen, die nicht „in jedem zweiten Theater“ gespielt werden, so Hinkel.

Für das Musical „Funny Girl“ wird Stefan Huber erneut nach Bad Hersfeld kommen, wo er z.B.mit großem Erfolg Titanic inszeniert hat, obwohl er „eine Inszenierung nach der anderen in Deutschland macht“. „Shakespeare in Love“ und „Hair“, die 2018 gezeigt wurden und komplett ausverkauft waren, würden für 2019 „noch etwas perfektioniert“.

Joern Hinkel
Joern Hinkel

Bilanz 2018: „Sonderfall“ wegen Wedel


Auch wenn das endgültige Ergebnis erst im Frühjahr feststehe, lasse sich ein Zuschussbedarf für die Festspiele 2018 von  etwa 400.000 Euro prognostizieren. Hinkel sprach dabei von einem Sonderfall wegen der Übergangszeit nach dem Rücktritt Dieter Wedels. Die Einnahmen 2018 seien gegenüber den Prognosen leicht überschritten worden, die Ausgaben gleich geblieben. Der Grund für das Defizit liege darin, dass bei der Programmplanung noch davon ausgegangen wurde, dass Dieter Wedel „Das Karlos-Komplott“ inszenieren werde. Ein Sponsor hatte seine Unterstützung an die Person Dieter Wedel geknüpft und habe sie zurückgezogen. Zwei weitere Sponsoren aus der Region hätten erst mal abwarten gewollt. Es gebe aber Zeichen, dass diese zwei die Festspiele wieder unterstützen würden. Außerdem wolle sich die Festspielleitung mehr um Sponsoren bemühen.


Zur Inszenierung von „Peer Gynt“ sagt Hinkel, er stehe „absolut hinter dem Stück“ und sei „nach wie vor davon überzeugt“. Allerdings erkannte er an, dass die Zuschauerzahlen deutlich hinter Erwartungen zurückgeblieben sind. „Wir wollen und sollen nicht am künstlerischen Niveau schrauben“. Ihm sei aber klar geworden, dass viele Festspiel-Besucher zwar auch anspruchsvolleren Stoff erwarten, „aber in einer anderen Tonart“. Ihm sei durchaus bewusst, mit „Der Prozess“ wieder mit einem anspruchsvolleren Thema zu kommen „Ich glaube, das sind wir aber der Zeit schuldig“.

Reinhard Faulstich, Joern Hinkel, Thomas Fehling
Reinhard Faulstich, Joern Hinkel, Thomas Fehling

Festspiele „Freiheitsstatue Bad Hersfelds“

 

Der Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg Reinhard Faulstich kritisierte die Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung Bad Hersfelds gegen die Gründung einer Festspiel-gGmbH. Die Verantwortlichen hätten eine Chance vertan, die Festspiele gegen die Stadtpolitik zu immunisieren.

Joern Hinkel wünschte sich vor allem eine langfristigere Planungssicherheit. Er verglich die Situation, jedes Jahr erneut eine Programmplanung vorzustellen, die eigentlich noch nicht gesichert sei, mit dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Er wünsche sich eine Planung über zwei oder drei Jahre und sprach von einem „Strukturfehler, den wir hier in Hersfeld durchbrechen müssen“.
Die Festspiele seien für Bad Hersfeld das, was der Eiffelturm für Paris oder die Freiheitsstatue für New York seien. Diese Statue müsse auf einen Sockel gestellt und gehegt und gepflegt werden.
Um in der Konkurrenz mit anderen Festspielen bestehen zu können brauche es einen bestimmten Grundbetrag, der langfristig zur Verfügung stehe.

Joen Hinkel, Thomas Fehling
Joern Hinkel, Thomas Fehling

Weitere Informationen

 

Weitere Aufführungen - wie das Stück für Kinder und die Aufführung(-en?) im Eichhof - werden demnächst bekannt gegeben.
Der Vorverkauf für die 69. Bad Hersfelder Festspiele vom 5. Juli bis 1. September 2019 beginnt am Donnerstag, 15. November 2018.


Tickets und Informationen: www.bad-hersfelder-festspiele.de

 


Text: Markus Weber
Fotos: David Bachmann & Markus Weber

in36.de

 

Das printzip in den sozialen Netzwerken