Funny Girl: Groß dargebotene Belangslosigkeit

Eine gute Sängerin macht noch kein gutes Musical. Katharine Mehrling sorgte vergangenen Freitag bei den Bad Hersfelder Festspielen im Musical „Funny Girl“ mit ihrer kräftigen, variablen Stimmung für Furore. Auch schauspielerisch überzeugte sie in der Rolle der Fanny Brice, als "Ulknudel", aber auch in traurigeren Momenten. Am Bühnenbild mit der großen Showtreppe oder an den Kostümen gibt es nichts auszusetzen. Das Stück, das selbst das Show-Geschäft schildert, liefert alle Arten von Showeinlagen: Tanzvorführungen, Steppen, Komik, Live-Musik, große Auftritte. Doch bleibt das, was dargeboten wird, nichtssagend und belanglos.

 

 

Die Handlung von „Funny Girl“ ist kaum der Rede wert: Es geht um das Leben der Entertainerin Fanny Brice, die in den 1910er bis 30er Jahren sehr erfolgreich war. Weder ist die Geschichte interessant, spannend, noch besonders emotional, noch nicht einmal kitschig. Fanny steht, seit sie 13 Jahre alt ist, auf der Bühne. Da sie nicht ganz so hübsch ist wie die anderen Musical-Darstellerinnen (wenig subtil im Song „Wenn ne Frau nicht ganz hübsch ist“), konzentriert sie sich bei ihren Auftritten aufs Komödiantische. Und weil sie nun einmal witzig ist und gut singen kann, wird sie erfolgreich im Unterhaltungsgeschäft – welche Überraschung! Sie verliebt sich, heiratet, am Ende lässt sie sich von ihrem Mann scheiden. Dass dieser in der Realität ein Falschspieler und Betrüger war, hätte vielleicht noch etwas irgendwie Interessantes hergegeben, hier bleibt es bei der Erwähnung eines Betrugsfalls.

 

In die wenig bewegende Handlung eingebunden werden Musical-Nummern, dargeboten von den Musical-Darstellern, die Musical-Darsteller spielen. Von den Musikstücken hat man nachher nur noch „Don't Rain on My Parade“ in Erinnerung, das dankenswerterweise in Variationen mehrmals gespielt wird.

 

Der Darsteller von Fanny Mann, Alen Hodzovic, hat seine Stärke wahrlich nicht im Schauspiel, wo er anfangs fast wie ein Laiendarsteller wirkt, aber später, wenn er etwas emotionaler wird, doch wenigstens annehmbar agiert. Da er zwar gut singt, aber nur zwei Nummern hat, nicht gerade die perfekte Besetzung. Marc Seitz, der einen Choreographen tanzt, singt und spielt,  tanzt und singt gut, verhaspelte sich bei der Premiere aber ein paar mal. Gut macht seine Sache Heinrich Schafmeister, der der Versuchung widersteht, den Theaterproduzenten Ziegfeld zu übertrieben darzustellen.

 

 

Sicher, wer ein großer Musical-Fan ist, kann sich an dem Abend entspannt unterhalten lassen. Das Premierenpublikum sah es auch so und spendete großen Applaus und es dauerte nicht lange bis zu Standing Ovations.

Erwartet man jedoch wenigstens ein wenig Tiefgang, ist  „Funny Girl“ in dieser Hinsicht insgesamt die schwächste Aufführung der Bad Hersfelder Festspiele der letzten Jahre.

 

 

Text & Fotos: Markus Weber

in36.de

 

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